Reisegeschichten Schottland

 

Navi-Führung

Als wir in Stromness von der Fähre herunterfuhren, wies uns unser Navigationssystem nach links. Ein Strassenschild mit Text „Ness-Camping“ wiess nach rechts. Da wir schon beim buchen des CP’s statt in Stromness in Birsay eingetragen worden waren (beide CP’s werden von orkney.gov verwaltet) und das umbuchen mussten, hatte ich den Verdacht, dass das Schild nach Birsay auf den CP wies und folgte den Anweisungen des Navi’s. Leicht verdächtig war dann ein Schild, welches Fahrzeuge von mehr als 3,5 Tonnen verbot. Hinter einem PW fuhr ich in die immer enger werdenden Gassen. Zu Beginn hatte ich rechts und linke noch 30 cm Platz. Heidy wurde es schon mulmig. Dann wurde es akut noch enger und es blieben noch je 10 cm. Als dann noch ein Fussgänger heftige Winkbewegungen machte, welche aussahen als wäre ein Weiterfahren unmöglich, plädierte Heidy lautstark für Umkehren. Also hielt ich an und Heidy stieg aus, um den Kehrprozess von Aussen zu begleiten. Ein Blick in die Ausspiegel und den Bildschirm nach hinten, zeigt mir aber, dass an ein Kehren nicht zu denken war. Blieb also nur die Flucht nach vorn. Einen Rückspiegel eingeklappt und auf jeder Seite so 1-2 cm Freiraum, fuhr ich zwischen den nächsten Häuser durch. Zum Glück wurde es anschliessend wieder leicht breiter. Heidy kam inzwischen wieder hinterhergerannt und stieg wieder ein. Dann mussten wir etwa drei Minuten waren, bis ein Lieferant sein Fahrzeug entladen hatte und in eine Quergasse auswich. Nach weiteren drei kritischen Emgstellen, hatten wir schliessen die Engnisse passiert und fanden schliesslich, wieder auf breiteren Strassen, den Weg zum CP. 

Schlüssel über Bord

Irgendwann nach unserer Wegfahrt von Ullapool, Ardmair, suchte Heidy wiederholt nach etwas. Schliesslich fragte sie bei mir nach, ob ich wohl ihren WoMo-Schlüssel in die Tasche genommen hätte. Nachdem ich alle Hosensäcke nach aussen gekehrt hatte, gab ich eine verneinende Antwort. Da es doch etwas unangenehm wäre, nur noch einen WoMo-Schlüssel zu haben, begann eine intensive Suche. Jeder Winkel im WoMo wurde ausgeräumt, durchsucht und wieder eingeräumt. Ein e-mail wurde zum letzten CP gesandt, ob da wohl Schlüssel gefunden worden seien. Wir verbrachten längere Zeit damit jede Bewegung, ab dem letzten bestätigten Zeitpunkt, an welchem der Schlüssel gesichtet worden war, zu rekonstruieren. Vermutete und mögliche Orte, an welchen der Schlüssel liegengelassen oder hingefallen sein könnte, wurden wiederholt abgesucht. Nichts und nochmals nichts. Der Schlüssel blieb trotz aufwändigen Nachforschungs-Bemühungen verschwunden. In Gedanken stellten wir uns schon vor, was die Folgen des Verlustes des einzig verbliebenen Zünd- und Türschlüssels zur Folge hätte. Um sicher zu stellen, dass wir, auch bei einem Verlust des zweiten Schlüssels fahrtüchtig bleiben würden, wurde beschlossen, den Zündschlüssel vom WoMo-Türschlüsselbund zu trennen und ihn jederzeit im WoMo zu belassen.

Einen Tag später, in Thurso, wir hatten uns schon einigermassen mit dem Verlust abgefunden, erblickte ich beim Schuhbinden etwas, das an unserer Hundeleinen- und Schirm-Tasche hing. Es war der gesuchte WoMo-Schlüssel von Heidy, welcher hier gemütlich am Magnet der Tasche bambelte. Der, aus der normalen Ein- und Aussteigeposition unsichttbar und trotz zweimaligem Aus- und Einräumen der Tasche verborgen gebliebene Schlüssel, löste gleichzeitig grosses Erstaunen und grösste Erleichterung aus.

 

Wurmstopp

Als wir in Calais auf die Fähre fahren wollten, bewegte der Zollbeamte wiederholt seinen Kopf von links nach rechts, während er Joshuas Heimtierpass bewunderte. Dann beschied er uns, dass wir einen Stempel von einem Veterinär benötigten. Dieser Stempel würde Zeugnis von der erfolgten Entwurmung von Joshua ablegen. Natürlich hatte Joshua keine Würmer und sowieso hatten wir ihm bereits eine Milpro Tablette gefuttert. Also fuhren wir zu einem Veterinär in Calais. Bei diesem durfte ich selbst, gegen das Entgeld von 40 Euro, die von mir mitgebrachte Milpro Tablette Joshua in den Rachen schieben. Darauf stempelte der Veterinär den Heimtierpass. 24 Stunden später durften wir dann auf die Fähre fahren.

Füchse und Hasen

Als Joshua und ich im Londoner Vorort Crystal Palace unseren frühmorgendlichen Spaziergang machten, begegneten wir einer Fuchsdame. Sie querte unseren Weg kurz vor uns. Zum Glück war Joshua gerade durch einen offenbar betörenden Duft abgelenkt und bemerkte die Vierbeinerin nicht. Als wir kurz später aber einem Hasenbaby begegneten, sprintete Joshua mit Begeisterung dem Jungtier hinterher. Zum Glück war das Jungtier schneller und vor allem trickreicher. So kam Joshua nach kurzer Zeit mit hängender Zunge zurückgetrabt. Ich und das Häschen waren froh darüber.

Springschubladen

Unsere 3 Schubladen der Küchenkombination!!! Die unterste Schublade hatte schon länger die Gewohnheit sich bei längeren Rechtskurven (z.B. Autobahnausfahrten) unverlangt vom eingeschobenen in den ausgezogenen Zustand zu bewegen. Das jeweils mit lautem Gerumpel. Das erschreckte Joshua so, dass er aus seiner geschützten Nische, mit einem Sprung zu uns vorne ins Cockpit sprang. Die oberste Schublade hingegen pflegte beim Fahren auf leicht holprigen Strassen laute Zwitschertöne,  als ob ein richtig lauter Kanarienvogel darin eingeschlossen wäre, von sich zu geben. Um die Probleme beheben zu lassen, fuhren wir einen Tag vor unserer Abreise zu Alco nach St. Erhard. Dort werkelte ein Mitarbeiter während 3/4 Stunden an den Schubladen, machte dann eine holprige Probefahrt mit Rechtskurven, und kam mit dem Bescheid, jetzt sei alles ok, zurück. Also fuhren wir einen Tag später, diesbezüglich sehr entspannt, los. Schon am Neuenburger See, beim Durchfahren der vielen Autobahnkurven, krachte es hinten kräftig. Nun war wieder die unterste Schublade herausgesprungen. Kurz entschlossen gingen wir in einen Baumarkt und erstanden einen Spreizer. Damit fixierten wir die unterste Schublade. Überzeugt davon, das Problem nachhaltig gelöst zu haben, fuhren wir weiter. Auf holprigen französischen Landstrassen knallte es plötzlich wieder kräftig. Die mittlere Schublade war aufgesprungen. Wir fixierten nun den Spreizer so, dass die unterste und die mittlere Schublade fixiert waren. Das Resultat war sehr zufriedenstellend. Auf jeden Fall bis wir auf den noch viel holprigeren und engeren englischen Landstrassen unterwegs waren. Jeder Sammler von tieferen Schlaglöchern, wäre hier in fieberhafte Erregung geraten. Nicht so unsere zwei untersten Schubladen. Die oberste jedoch, wegen mangelnder Zuwendung sichtlich etwas beleidigt, öffnete sich nicht nur spontan, sondern knallte unter Getöse und Entleerung ihres Inhaltes auf den Boden. Joshua, war, ob Lärm und Gerumpel so stark erschrocken, dass ihn keine 10 Pferde mehr in seine Nische gebracht hätten. Standhaft sass er nun zwischen unseren Fahrersitzen im Cockpit. Da Heidy sich weigerte mit Joshua den Platz unter dem Tisch, zwischen den Bänken zu tauschen, sitzen wir nun zu dritt im Cockpit. Zuerst mit einen groben Brett vom Strassenrand und dann mit einem feinen Brett vom Baumarkt, konnten wir das Problem bis dato befriedigend lösen. Die pockennarbigen walisischen Landsträsschen haben wir auf jeden Fall ohne offene Schublade überstanden. wink

Gasflaschen – Keine Normen in Europa

Auf allen unseren Reisen begleitete uns ein Thema hartnäckig und ungewünscht treu: Gasflaschen und ihre Normen. Irgendwie hat jedes Land hier andere Normen. Grösse und Form der Flaschen, Material aus welchem Flaschen sind und vor allem die Anschlüsse sind national individuell und unvereinbar. In Norwegen haben wir es immerhin geschafft, eine Firma zu finden, welche unsere Schweizerischen Flaschen wieder aufgefüllt hat. Das haben wir nun in England auch versucht. Leider erfolglos, sind wir auf unserer Fahrt nach Liverpool, bei zwei Gasfirmen vorbeigefahren. Diese hatten aber nur die Anlagen um normale gasbetriebene Fahrzeuge eine LPG-Tankfüllung abzugeben. Eine europaweite Norm für Gasflaschen und deren Anschlüsse ist dringend notwendig.

Als die eine unserer Lightweight-Gasflaschen leer geworden war, wollten wir einen Ersatz für diese beschaffen. Gleich ob Tankstelle oder Gashändler – überall erhielten wir die Antwort, dass Gas nur gegen eine leere Flasche genau desselben Typs zu erhalten sei. Nachdem wir so rund an 20 Orten nachgefragt hatten, haben wir uns schon darauf eingestellt, unser weiteres Reiseleben ohne Gas zu verbringen. Bei einem Morgenspaziergang in Bothwell bei Glasgow, entdeckte ich im Reparaturbereich eines Vergnügungsparkes einige offenbar leere ältere Gasflaschen. Also fragte ich da an, ob eine solche erstanden werden könnte. Der Hotel- und Parkdirektor persönlich befasste sich mit der Frage und kam dann zum Schluss, er könnte uns eine leere Flogasflasche schenken. Herzlichen Dank dafür! Ich fuhr mit einem Taxi zur Firma, welche dem Hotel das Gas liefert und tauschte die Flasche gegen eine volle ein. Da natürlich der Anschluss nicht auf mein WoMo passte, fuhr ich weiter im Taxi zum nächsten Flogas-Stockisten. Dieser erklärte mir, mit dieser Flasche ginge es sowieso nicht, ich müsste eine kleinere Flasche haben. Mit dem selben Taxi zurück zur Firma von vorhin, Frage nach kleinerer Flasche, welche diese natürlich nicht hatten. Also Rückgabe der vollen Flasche, Bezug der alten leeren Flasche und wieder hin zum Flogas-Stockisten. Dort konnte ich dann eine passende Flasche erstehen, musste aber dazu noch passenden Anschlussschlauch kaufen.

Die Flasche leistete uns gute Dienste bis nach Maidstone. Dort war, frei nach Trappatoni „Flasche leer“ und wir machten uns auf die Suche nach passendem Ersatz. In einem Einkaufszentrum (Flogas Stockist) erstanden wir eine Lightweight-Gasflasche. Leider passte der Anschluss nicht an unseren Schlauch. Wir machten uns auf die Pirsch nach einem Händler mit passendem Schlauch und Adapter. Die ersten zwei Adressen die wir anfuhren hatten keine solchen Geräte und Flaschen im Sortiment, aber der zweite gab uns eine dritte Adresse an, welche Erfolg versprach. Bei diesem reinen Gasflaschenhändler war der ganze grosse Hof mit vollen und leeren Gasflaschen vollgestellt. Er hatte zwar nicht den passenden Anschluss für uns, welchselte aber unsere Lightweight- gegen eine Stahlflasche welche mit einem ebenfalls da bezogenen Schlauch passte. Wir hatten wieder Gas uns waren glücklilch und zufrieden. In Calais stellten wir dann fest, dass die Stahlflasche offenbar doch nicht so voll gewesen und demzufolge bereits wieder leer war.

Wir machten uns nun also in Frankreich auf die Suche nach einer passenden Gasflasche. Drei Tankstellen oder Händler fuhren wir vergebens an. Bei einem Wohnmobil- und Wohnwagenhändler waren wir dann aber doch erfolgreich. Mit einem Zwischenstück aus einem noch in der Schweiz gekauften Adapterset konnten wir eine grosse fränzösische Stahlflasche an unseren ursprünglichen Gasschlauch anschliessen. Wir gehen zwar davon aus, dass die Flasche bis nach Hause reichen wird. Trotzdem werden wir mit grosser Spannung prüfen, welche Standards in Belgien und den Niederlanden genutzt werden.

Hundefreundlich

Nach der tollen Erfahrung in Tewkesbury, wo die Klosterkirche sich als „hundfreundlich“ bezeichnete, hofften wir dass auch die Kathedrale in Glasgow schon so weit sei. Vor der Eingangstür standen zwei muskelbepackte Bouncers (Türsteher). Als wir mit Joshua ankamen, winkten diese gleich ab. Kein Eintritt für Hunde. Auf meine Frage, wieso Personen mit Hunden keinen Zutritt hätten, bekam ich die Antwort „cause this is a church“. Ich meine die Kirche kann es sich eigentlich nicht leisten ein Viertel der Menschen auszuschliessen, nur weil sie Hunde haben.

Das selbe passierte uns auch im „Museum for modern Art“ in Glasgow, einziger Unterschied, da waren es weibliche Bouncers. Allerdings standen diese den männlichen Berufskollegen in der Kathedrale weder an Körpergrösse noch an Körperumfang nach. Auffallend: Die Türsteher können nie einen vernünftigen Grund dafür angeben, wieso Hundehaltern mit Hunden der Eintritt verwehrt wird.

Um von unserem CP in Bothwell nach Glasgow zu kommen, ist ein Fussweg über mehr als 2 Meilen (3.2 km) zum Bahnhof Bellshill nötig. Das erste Stück durch Wald und Wiesen, dann entlang einer vielbefahrenen Autobahn und schliesslich durch kleinstädtische Strassen. Am Morgen war das Wetter noch ganz ok, wenig Wind, wenig Wolken und etwas Sonne. Als wir abends, von Fussmärschen zwischen Sehenswürdigkeiten ermüdet, im Zug zurück nach Bellshill fuhren, beschlossen wir für den Rückweg ein Taxi zu nutzen. Am Bahnhof angekommen, rief ich ein Taxiunternehmen an und bestellte ein Fahrzeug an den Bahnhof Bellshill für zwei Personen und einen Hund. Nachdem wir 10 Minuten gewartet hatten, begann es zu regnen. Da wir erwarteten, dass das Taxi jeden Moment eintreffen würde, blieben wir draussen stehen. Nach 15 Minuten goss es dann so richtig und wir zogen uns in die Bahnhofswartehalle zurück. Den Parkplatz konnten wir von da gut einsehen. Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit, fragte ich beim Taxiunternehmen nochmals nach. Nachricht: Etwa fünf bis zehn Minuten Wartezeit. Als ich nach einer weiteren Viertelstunde wieder nachfragte, erhielt ich die Antwort, dass es nur ein Taxi gebe, welches auch Hunde befördere und das wäre nun ganz am anderen Ende des Einsatzgebietes. Wartezeit nun: 20 Minuten. Wir widerriefen deshalb die Taxibestellung und machten uns zu Fuss auf den Weg. Nun wehte ein sehr starker und auch sehr kalter Wind und es regnete ziemlich stark. Heidy war nicht mehr amused und ich, in kurzen Hosen immerhin, war auch schon ziemlich kühl. Obschon wir sehr schnell gingen, wurde uns trotzdem nicht wärmer. In Rekordzeit, kühl wie nie und müde wie selten, kamen wir schliesslich auf dem CP an und legten uns gleich zum Aufwärmen in unsere Betten.