Reisegeschichten

Schwarzfahren

Unser Campingplatz in Hillerod, von den Hamburger Freunden Hollers wärmstens empfohlen, lag sehr schön in einer grossen Grünanlage. Für die Fahrt nach Kopenhagen war S-Bahn die beste Lösung. Am Vorabend des ersten Kopenhagen-Besuchs, machte ich mich im Internet schlau darüber, wie man ein Zugbillett löst. Ich lud die DOT-App auf das Telefon und buchte ein 48 Stunden Ticket für die nächsten zwei Tage. Als wir am zweiten Tag auf dem Heimweg waren, kam tatsächlich eine Kontrolle. Eine freundliche Dame wollte unser Ticket sehen. Selbstbewusst und entspannt griff ich zum Handy um ihr das Ticket zu zeigen. Die nette Frau schüttelte den Kopf und zeigt mir, dass das Ticket abgelaufen war. Wir waren als Schwarzfahrer ertappt. Ich erklärte ihr genau wie ich gebucht hatte und sie informierte mich, dass das 48 Stunden Ticket eben am Tag vorgestern und gestern gegolten hatte. Dann liess sie Gnade vor Recht ergehen und wir kamen ungeschoren davon. Vielen Dank DOT!!

Leider wurden wir in Linköping zu Wiederholungstätern. Wir informierten uns an der CP-Reception wie wir zu einem Busticket kommen. Die Antwort: Mit Kreditkarte beim Fahrer. Als wir in den Buss stiegen und beim Fahrer lösen wollten, war dieser coronabedingt in einem Plexiglasverschlag eingesperrt und wollte und konnte uns kein Ticket besorgen. Er wies uns an, die Kreditkarte an ein Kästchen zu halten, an welchem alle ihre Tickets entwerteten. Das taten wir und das Kästen wurde statt grün, rot vor Wut oder so. Der Fahrer zuckte mit den Schultern und liess uns trotzdem mitfahren. Für den Heimweg lösten wir dann im Reisezentrum ein richtiges Billett.

Augenblick

 So etwa ab Vimmerby war mein rechtes Auge etwas gereizt. Also trug ich nur noch links, im Auge für entferntes Sehen, eine Linse. Ich wollte die Sehenswürdigkeiten gut wahrnehmen. Trotz der Schonung wurde mein Leseauge, das rechte, immer gereizter und wahrnehmbar gerötet. Aus diesem Grunde versuchte ich in Stockholm einen Augenarzttermin zu erhalten. Leider keine Chance – wo ich auch anfragte, war man ausgebucht. Also fuhren wir, in der Hoffnung auf Selbstheilung weiter. In Uppsala war mein Auge schon tiefrot, juckte als ob es eine Flohzucht wäre und begann auch zu schmerzen. Heidy verodnete mir deshalb einen sofortigen Arzttermin. Im Internet fand ich eine Walk-In Notfallklinik, die Aleris närakut. Also sass ich in ein Taxi und fuhr dahin.
Die Klinik war im achten Stockwerk eines Geschäftshauses. Vor der Türe ein Schild, welches besagte, dass mit Coronasymptomen das Spital aufzusuchen sei. Ich läutete und nach einiger Zeit kam eine grün gekleidete Dame mit Mundschutz und befragte mich bezüglich Coronasymptomen. Nach den richtigen Antworten wurde ich in ein Wartezimmer eingelassen. Dass keine andere Person im Warteraum sass, wertete ich als gutes Zeichen.

 Nach einer Viertelstunde kam eine Dame, nahm meine Daten auf und informierte mich, dass der Besuch bei der Nurse SKR 600 und falls ich noch einen Arzt sehen würde, nochmals SKR 1‘200 kosten würde. Umrechnung auf CHF geteilt durch 10. Dann wies die Dame mich an, einem blauen Strich im Gang zu folgen, welcher in ein grosses Wartezimmer führte. Zu meiner Enttäuschung sassen da schon etwa 12 Personen. Es war inzwischen nach 21 Uhr und wenn jeder Wartende eine Viertelstunde benötigt…

 Zum Glück konnte ich auf einem Bildschirm das Spiel der Schwedischen Nationalmannschaft an der UEFA-EM gegen die Ukraine sehen. Damit ging die Wartezeit etwas leichter um. Gegen 22 Uhr wurde ich von der Nurse aufgerufen. Die nahm meine Beschwerden auf und schickte mich zurück ins Wartezimmer. Etwa eine halbe Stunde später rief mich der Arzt auf. Er befragte mich nochmals und sah sich das Auge dann mit einer einfachen Spaltlampe an. Er teilte mir mit, dass er, weil ich Linsenträger sei, einen Kollegen der Augenspezialist sei, kontaktieren wolle. Schliesslich kam er zurück und wies mich an, in das riesengrosse Uppsala University Hospital zu gehen. Vor dem Haus 85 würde mich dann der Kollege, ein „ögonläkare“ (Augenarzt) in Empfang nehmen.  

 Also gallopierte ich durch die helle Nacht zum Krankenhaus. Unterwegs hörte ich aus den Wohnhäuser Freudens- oder Schreckensschreie der schwedischen Fussballbegeisterten. Dann suchte ich unter den mehr als 100 Gebäuden das richtige mit der Nummer 85. Schliesslich traffen der Augenarzt auf dem Fahrrad und ich gleichzeitig vor dem Haus ein. Er stellte sich als Christofer Ivert vor und führte mich in den Lift und dann auf eine Krankenstation der Augenabteilung. Dort wurde ich sorgfältig untersucht und ausführlich über den Befund informiert. Verdacht auf Herpes. Ich erhielt eine Liste mit Medikamenten, Dosierungen und Einnahmezeiten aufgeschrieben und gleich auch noch die Medikamente für die Nacht und den nächsten Tag. Die Rezepte werden elektronisch in die zentrale Patientenakte eingegeben und können dann, von Patienten mit einer schwedischen Gesundheitskarte in irgendeiner Apotheke eingelöst werden.

 Ich bin Christofer Ivert, dem ögon läkare und auch dem Arzt in der Aleris närakut-Klinik extrem dankbar für ihr ausserordentliches Engagement und die Bereitschaft im Zweifel einen spezialisierten Kollegen zuzuziehen. Christofer der uneigennützig aus der Freizeit kommt und einem Touristen zu einer vorzüglichen Spezialistenbehandlung verhift. Vielen Dank – gigantischer Einsatz!

 Im Taxi zurück auf den Campingplatz musste ich dann am Radio miterleben wie Schweden das Spiel gegen die Ukraine verlor. 

Unfall Joshua und Johanna

Am späteren Nachmittag gingen wir in Rovaniemi mit Joshua auf einen Spaziergang. Seine tägliche Versäuberung war noch ausstehend und Joshua ist sich darin gewöhnt sich frei von einer Leine zu versäubern. Also liessen wir ihn auf dem Weg oberhalb des CP’s frei laufen. Er stöberte und schnupperte da und dort, bis er schliesslich neben einem Baum den Platz für sein Versäuberungs-Ringelreien fand und erfolgreich einen Kegel fall liess. Ich machte mich mit dem Plastiksack auf diesen einzusammeln. Joshua stürmte indessen an mit vorbei in Richtung Heidy. Plötzlich hörte ich ein Bremsen, einen Schrei und dann ein Schleifen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Joshua panisch in Richtung CP wegrannte. Sofort war mir klar, dass Joshua und eine Velofahrerin die am Boden lag, kollidiert waren. Ohne Nachzudenken rannte ich hinter Joshua her. Trotz mehrfachem Rufen hielt dieser nicht an, sondern rannte immer weiter. Zum Glück lief er nicht an der CP-Einfahrt vorbei, da wäre dann eine grosse und vielbefahrende Strasse gewesen. Ich fand unseren Hund schliesslich neben unserem WoMo sitzend. Ich untersuchte ihn von Kopf bis Fuss, fand aber keine empfindliche oder offensichtlich verletzte Stellen. Also nahm ich den Hund an die Leine und eilte mit ihm im Schlepptau zurück zum Unfallort. Dort stand die recht stark blutende Velofahrerin mit dem Handy am Ohr. Sie hatte eine Rissqauetschwunde am Kopf, an der linken Schulter eine grosse Schürfwunde und auch sonst an mehreren Ort Blessuren. Das Fahrrad, ein uraltes Modell mit einem Rennlenker, war offenbar ohne Schaden. Nachdem das Telefongespräch, mit ihren Eltern abgeschlossen war, konnten wir uns unterhalten. Die Velofahrerin heisst Johanna Kahelin, was fast wie der Einsiedler Name Kälin bei uns tönt. Sie hatte schon selbst die3 Ambulanz gerufen, um sich im Spital abklären zu lassen. Neben ihren Verletzungen war auch eine optische Sonnenbrille zu Bruch gegangen.

Johanna war trotz dem schlimmen Sturz sehr gefasst und ruhig. Es stellt sich heraus, dass sie in einem Spital in Helsinki Pflegefachfrau war. Nach längerem Warten kamm dann die Ambulanz mit Blaulicht angefahren. Kurz darauf taucht dann auch ein Streifenwagen der Polizei auf. Die zwei Beamten sprachen kurz mit dem Ambulanzfahrer. Sie wollten von mir nur die Adressdaten und das Geburtsdatum, dann war das für die Politsii erledigt. Nun versuchten wir einen Tierarzt zu erreichen, um Joshua auf mögliche Verletzungen abzuklären. Es stellte sich heraus, dass die Notfalltierärztin 80 km entfernt war. Da Joshua recht munter war, keinelei Verltzungszeichen aufwiess und der Puls völlig normal war, verzichteten wir in Absprache mit der Ärztin auf die weite Taxifahrt.

Später am Abend hatten wir Kontakt mit Johanna, welche mitteilte, dass keine Frakturen vorlagen und ausser einigen Nahtstichen am Kopf keine schlimmeren Verletzungen entstanden sind. Joshua weisst glücklicherweise auch einen Tag später keine Zeichen einer Verletzung auf und ist munter wie immer. Wir haben alle viel Glück gehabt. Wir wünschen Johanna Kahelin eine möglichst schmerzfreie gute und schnelle Besserung.

Eismeerkathedrale Tromso

Die Eismeerkathedrale in Tromso ist wirklich sehenswert:

Also wollten wir auch hin und die Kirche und das grösste Glasmosaikfenster Europas bewundern. Nach zwei misslungenen Versuchen fanden wir die richtige Strasse zur Kathedrale und parkierten unser WoMo davor. Mit der Nikon in der Hand suchten wir nach dem Eingang und fanden schliesslich eine Türe. Wir traten ein und fanden uns in einem Vorraum zur Kirche. Langsam gingen wir weiter und sahen dann zwei Personen, offenbar zwei Musiker, welche sich auf etwas vorzubereiten schienen. Einen Schritt weiter sahen wir den wahrscheinlichen Grund der Vorbereitung – einen weissen Sarg in der Mitte vor dem Altar. Es dämmerte uns, dass wir durch die Sakristei eingetreten waren und offenbar nicht ganz der richtige Augenblick für ein Foto des Glasmosaikfensters war. Wir zogen uns leise und unauffällig zurück. Trotzdem gingen wir noch zum vorderen Teil der Kirche. Dort wurden wir vom Sigristen in Empfang benommen und gleich wieder aus der Kirche herauskomplimentiert.